Partnerschaftstreffen der Senioren Schulzendorf-Kargowa im Spreewald (16.09.2014)
Mit den Senioren aus Kargowa auf Spreewaldfahrt
Am 11./12. September 2014 machten sich 24 Senioren aus Schulzendorf und einem Sprachmittler per Bus auf, um ihre 25 polnischen Seniorenfreunde aus Kargowa erst einmal in Lübbenau zu begrüßen, der „heimlichen Spreewaldhauptstadt“, wie sie von Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark“ genannt wurde.
An diesem guten Ort fand dann das Zusammentreffen der beiden Gruppen im Restaurant „Hanschick“ bei einer zünftigen Hirse-Kohlsuppe statt.
Gut gestärkt waren alle guter Dinge und ließen sich gern zu einer Fahrt mit der Lübbenauer Spreewaldmolly Bahn und dem anschließenden Stadtrundgang einladen.
Wir besichtigten die St.-Nikolai-Kirche auf dem Marktplatz, die Mitte des 18. Jh. im Dresdner Barockstil erbaut wurde und als besonders wertvolles Ausstattungsstück die Kopie eines Taufengels vom bekannten Bildhauer Christian Daniel Rauch besitzt.
Auch dem Schloss des Grafen zu Lynar, das heute ein Hotel beherbergt, sowie dem im englischen Stil angelegten Landschaftsgarten mit Orangerie, Marstall und Kanzlei machten wir unsere Aufwartung.
Ein paar Schritte vom Schloss entfernt lag die große Hafenanlage, von der wir zu einer Kahnfahrt starteten. Die Sonne schien, der Fährmann erwartete uns bereits auf seinem Flachboot ohne Kiel und Motor, um uns mit seinem „Rudel“ (einer über 4 m langen Stange aus Eschenholz) durch die Fließe zu staken. Die sind wahrlich nicht tief und wie man uns versicherte, „Wer hier ertrinkt, war nur zu faul zum Aufstehen!“
Auf dem Kahn wurden uns die legendären Spreewaldgurken mit Schmalzstullen serviert. Bereits Fontane stellte fest: „Die Spreewaldprodukte haben in Lübbenau ihren vorzüglichsten Stapelplatz und gehen erst von hier aus in die Welt. Unter diesen Produkten stehen die Gurken obenan. Im Übrigen verweilt Lübbenau nicht einseitig beim Verkauf eines Artikels, der schließlich doch den Spott herausfordern könnte, Kürbis und Meerrettich schließen sich ebenbürtig an und vor allem die Sellerie, hinsichtlich deren Vorzüge die Meinungen leicht auseinander gehen.“
Auf unserer geruhsamen leisen Fahrt durch die Fließe begegnete uns auch ein gelbes Postboot ohne Motor, denn die Post wird von April bis Oktober bis zum Ortsteil Lehde auf dem Wasserwege zugestellt.
Nach einer Kaffeepause mit Plins essen in der „Quappenschänke“ besuchten wir noch das Freilandmuseum in Lehde. Eine junge Frau in Tracht mit Charme und Biss zeigte uns original eingerichtete Häuser und Stuben, die uns das Leben, Arbeiten und Feiern der sorbischen und wendischen Bewohner vor ca. 150 Jahren sehr anschaulich vor Augen führte.
Zurück im Hafen von Lübbenau fuhren wir zu unserem Hotel in Raddusch. Am Abend fand man sich bei Gesprächen und Gesang gemütlich zusammen, da die geplante Lichterfahrt zur „Liebesinsel“ auf Grund eines heftigen Regengusses Wort wörtlich „ins Wasser fiel“.
Anderntags erlebten wir nach dem Frühstück eine besondere Stunde, die es „in sich hatte“!
Eine Kahnfährfrau aus Leipe in Spreewälder Festtagstracht unterhielt uns köstlich und mit viel Humor mit Geschichten und Legenden aus dem Spreewald und gab Anschauungsunterricht über das Innere und Äußere einer Tracht. Die passende musikalische Begleitung lieferte ein junges Mädchen mit Akkordeon aus der Musikschule Fröhlich.
Als Überraschungsgast wurde unser Bürgermeister, Herr Markus Mücke, von allen herzlich begrüßt. Er gratulierte Frau Brygida Wroblewska nochmals zu ihrer Auszeichnung als Ehrenbürgerin von Kargowa, was natürlich großen Beifall auslöste.
Ein nächster Programmpunkt war der Besuch der wendisch-deutschen Doppelkirche in Vetschau, ein besonderes Bauensemble. Nach dem 30jährigen Krieg kam Vetschau zu Sachsen und somit war auch wieder der Bau einer deutschen Kirche erlaubt. Die wendische Kirche erhielt 1690/94 einen entsprechenden deutschen Anbau. Die zweite Kirche wurde Wand an Wand mit der ersten Kirche errichtet. Gemeinsam ist beiden nur der Turm und die Sakristei.
Der Schriftsteller Ehm Welk, der von 1930-40 in Lübbenau lebte, erwähnte sogar in seiner humorvollen Art diese besondere Doppelkirche in seinem Werk „Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“.
Nach dem Mittagessen in der Gaststätte „Zur Byttna“ in Straupitz besuchten wir noch die berühmte klassizistische Schinkelkirche, wo wir durch Zufall sogar eine kleine Führung durch den Ortspfarrer in Polnisch und Deutsch erhielten.
Unser letztes Ziel auf dieser Fahrt war die Besichtigung der einzigen in Europa noch produzierenden Holländer Windmühle mit 3 Gewerken unter einem Dach: Korn-, Säge- und Ölmühle. Wir kosteten das hier produzierte Leinöl und waren erstaunt, dass alles wie vor 100 Jahren reibungslos funktionierte.
Beim Kaffeetrinken am Ende dieses zweiten Tages versammelten sich noch einmal alle Senioren aus beiden Gemeinden, die letzten Gespräche und Gesänge mit musikalischer Umrahmung fanden ihren Abschluss mit dem Hinweis auf das nächste Treffen, dann wieder in guter Tradition in Kargowa.
Der Dank geht an alle, die zu dieser gelungenen Fahrt beigetragen haben, ganz besonders seien aber hier genannt Frau Waltraud Mann, die die Organisation perfekt im Griff hatte, Herr Dr. Stahlberg, der unermüdlich mit seiner Filmkamera die Eindrücke festhielt, natürlich unser Bürgermeister, der durch eine großzügige Finanzspritze aus dem Partnerschaftsfond der Gemeinde das Treffen überhaupt ermöglichte und alle, die mitgefahren sind, denn ohne rege Beteiligung wäre das ganze so nicht möglich gewesen.
Christa Skotnik
[Alle Fotos zur Rubrik Fotogalerie anzeigen]