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Erntedankfest in Kargowa (04.09.2017)

Am 20.08.2017 fand das Erntedankfest in Kargowa, Obra Dolna, statt. Die Gemeinde Schulzendorf war durch den Bürgermeister Markus Mücke, dem Geschäftsführer der Schulzendorfer Elektro GmbH, Herrn Audin mit Ehefrau, und den Fahrradpionieren Manfred Hentrich und Peter Mewes vertreten.

Hier der Erlebnisbericht der Fahrradpioniere:

Radtour der Freundschaft vom 17. – 20.8.2017

Schulzendorf – Beeskow – Guben/Gubin – Zielona Gora – Kargowa

Seit über 8 Jahren sind viele Bürger Schulzendorfs Zeugen einer fruchtbaren Partnerschaft mit dem polnischen Kargowa, die sich immer wieder in herzlichen Begegnungen von Menschen unterschiedlichsten Alters und Interessenlagen darstellt. Ob Sport-, Kultur-, Kinder- und Seniorengruppen, der Austausch belebt das gesellschaftliche wie kulturelle Klima in unseren Orten und ist ein Beleg dafür, dass sich Menschen in einer mit Konflikten beladenen Zeit auch friedlich und freundschaftlich begegnen können.

Vor diesem Hintergrund hegte ich schon länger den Wunsch, unsere Partnerstadt einmal mit dem Fahrrad zu erkunden, obwohl mir Kargowa und Umgebung aus mehreren Zusammentreffen mit Senioren der Partnerstadt nicht unbekannt war. Die Schulzendorfer Dieter Welkisch und Peter Mewes wollten gern dabei sein und so wurden wir uns einig, das Erntefest in dem zu Kargowa gehörenden Ortsteil Obra Dolna für das „Unternehmen“ zu nutzen. Leider musste Dieter Welkisch aus gesundheitlichen Gründen absagen und so machten wir uns im Duo nach dem obligatorischen Startfoto in den Morgenstunden des 17.8.2017 auf den Weg.

Von sportlichen Ehrgeiz getrieben, hatten wir die Neiße – Stadt Guben als Tagesziel im Visier; es waren immerhin ca. 125 km mit z.T. hügeliger Wegstrecke zu bewältigen. In Beeskow war gerade Markttag und eine zarte Hähnchenkeule im Stehimbiss wurde als willkommene Wegzehrung empfunden. Das frisch gezapfte „Radler“ auf der „Wagenburg“ im Gemeindeverband Schenkendöbern, einem vor allem für Familien mit Kindern empfehlenswerten Erlebnispark, sorgte für eine Erfrischung auf der letzten Wegstrecke.

In Guben angekommen, konnte Peter durch Vermittlung einer früheren Kollegin eine schöne Pension ausmachen, in der wir nach erfrischender Dusche und einem schmackhaften Abendessen im Ratskeller der Nachbarstadt Gubin, unser müdes Haupt betten konnten.

Für die 60 km Wegstrecke bis in die polnische Kreisstadt Zielona Gora war keine Navigationshilfe nötig, denn die Europastraße 32 führte geradezu durch waldreiches Gelände zum Ziel. Für Radtouristen ist eine solche Straße nicht unproblematisch, da vor allem der Schwerlastverkehr Gefahrenpotentiale mit sich bringt. Trotzdem verhielten sich die übrigen Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll gegenüber uns „einsamen“ Radfahrern.

In Zielona Gora hatte Peter das am Rande der Altstadt gelegene Hotel „Amadeus“ gebucht. Es zeichnet sich durch eine ruhige und vor allem „sichere“ Lage aus, immerhin befindet sich schräg gegen über das gut bewachte Gefängnis von Zielona Gora. Im Festsaal des Hotels fanden sich während unseres Aufenthaltes zahlreiche ältere Damen ein, die während der Verkaufsschau einer Mailänder Kochtopffirma davon überzeugt werden sollten, dass die dargebotenen Töpfe sie geradewegs in den Himmel der Gourmetküche führen. „Wie sich die Bilder gleichen“, dachten wir uns im Stillen. Die verbliebenen Stunden des Tages nutzten wir zu einer Erkundung der Altstadt mit ihren sorgfältig restaurierten historischen Bauten verschiedener Epochen. Als Besucher bekommt man den Eindruck, dass die Bewohner der Stadt hier gern leben, arbeiten und ihre Freizeit genießen. allen Ecken der Innenstadt trifft man auf kleine kupferne Kunstwerke, die die wiederbelebte Weinbautradition dieser Gegend symbolisieren sollen.

Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns dann auf den Weg nach Kargowa, wählten aber eine recht gemütliche Route über beschauliche Dörfer mit einer Fährverbindung über die Oder. Mangels detaillierten Kartenmaterials wies uns Pfarrer Stanislaw in einem Dörfchen jenseits der Oder den rechten Weg bis nach Kargowa, wo wir gut gelaunt am 19.8.2017 gegen 13.00 Uhr eintrafen. Vor dem Passieren des Ortseingangs montierten wir noch unsere Begrüßungsschilder mit der von Teresa Kapias in polnischer Sprache formulierten Botschaft: „Partnerschaft – Schulzendorf grüßt Kargowa“, flankiert von den Ortswappen beider Kommunen, an unsere Fahrräder. Nach einen „Zielfoto“ mit Hilfe eines freundlichen jungen Mannes unter dem Ortseingangsschild, begaben wir uns zur Pension „Ewa“, die bereits in der Vergangenheit Gäste aus Schulzendorf beherbergt hat. „Ewa“ war von der guten Seele unserer Partnerschaftsbeziehungen -Brygida- auf unser Kommen eingestimmt worden.

Peter war natürlich neugierig, unsere Partnerstadt näher kennenzulernen, da er als „Jungsenior“ noch keine Gelegenheit hatte, an den zahlreichen Begegnungen mit Bürgern/innen aus Kargowa teilzunehmen. Dazu wurde der Nachmittag genutzt, wo wir außerdem noch bei einem alten Freund von vergangenen Treffen mit Senioren aus der Partnerstadt -Rudolf und seiner Frau- vorbeischauten. Rudolf und Gattin können verständlicherweise aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr „in der ersten Reihe“ mitmachen, dennoch haben sich Beide ein herzliches Verhältnis zu ihren Partnern aus Schulzendorf bewahrt. Sie sprechen nahezu akzentfrei Deutsch und die freundschaftlichen Begegnungen mit ihnen waren für mich stets ein Gewinn. So war es auch bei unserem Besuch. Mit Peter kam man schnell zum „Du“, denn Rudolf meinte scherzhaft, dass er immerhin mit seiner Frau bereits seit 60 Jahren per „Du“ sei, was ihm die vertrautere Form der Anrede erleichtere. Bei einer Tasse Kaffee und Kuchen, neben ein paar Gläschen moldawischen Rotwein (die gesundheitsfördernde Hausmarke der Familie), plauderten wir über Familiäres und was sonst noch die „Welt bewegt“. Beide sind vor 5 Wochen wieder Urgroßeltern geworden, was natürlich Freude ausgelöst hat. Bis ins hohe Alter von 100 Jahren haben sie die Schwiegermutter gepflegt und sich dabei nicht geschont, berichtete Rudolf, dem Familiensinn sehr am Herzen liegt. Das Bibelzitat (Matthäus Evangelium 25,40): „Was ihr getan habt einen von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“, war sinnbildlich gesehen das Leitmotiv der Eheleute und hat ihnen Kraft gegeben, auch schwierige Situationen zu meistern.

Nun war es an der Zeit sich zu verabschieden, zumal die kleine Enkeltochter aus Düsseldorf ebenfalls „ihr Recht“ einforderte und Brygida uns um 18.00 Uhr bei „Ewa“ zum gemeinsamen Abendessen eingeladen hatte. Sie informierte bereits im Vorfeld, dass wir nach ihrer Rücksprache mit dem Bürgermeister während unseres Aufenthaltes Gäste unserer Partnerstadt Kargowa seien. Darüber waren wir sehr erfreut, hatten wir doch das Gefühl, dass die partnerschaftlichen Bindungen zu den Menschen in Schulzendorf trotz des privaten Charakters unserer Radtour einen hohen Stellenwert haben.

Brygida und ihren Mann begrüßten wir ganz herzlich beim Abendessen, wo wir noch über das bevorstehende Erntedankfest in Obra Dolna informiert wurden. „Ewa“ bat um Nachsicht, dass im Erdgeschoß unserer Unterkunft eine Feier zur Goldenen Hochzeit stattfinden wird und es etwas geräuschvoll zugehen könne. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft unserer polnischen Nachbarn ließ jedoch keine „Berührungsängste“ aufkommen und so landeten wir, begleitet von volkstümlichen Gesängen und Tänzen, unversehens in der fröhlich gestimmten Hochzeitsgesellschaft. Zu späterer Stunde allerdings bemächtigte sich die „Enkelgeneration“ der Tonträger und es ertönten flotte Klänge, wie sie heute unter Jugendlichen üblich sind. Ein Wimpel mit dem Schulzendorfer Wappen wird das goldene Paar sicherlich an die schönen Stunden ihres Ehejubiläums erinnern.

Nach einer erholsamen Nacht bereiteten wir uns am 20.8.2017 auf das Finale unserer Tour vor und nutzten den Vormittag zu einer weiteren Erkundungsfahrt durch Kargowa, um gegen Mittag Gabriele und Stephan Reimann zu begrüßen, die uns mit PKW und Hänger am Abend wieder in heimatliche Gefilde gebracht haben. Bei ihrem Empfang hatte sich auch Brygida eingefunden, die anschließend unseren Bürgermeister, den Geschäftsführer der Elektro GmbH Herrn Audin mit seiner Gattin sowie die rührige Fotoreporterin Frau Michailow als offizielle Delegation der Partnergemeinde Schulzendorf willkommen hieß. Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, dass ihr rastloses Wirken einer der wichtigsten „Stützpfeiler“ der überaus engen Partnerschaftsbeziehungen zwischen unseren Kommunen ist.

Die Wegstrecke nach Obra Dolna über 12 km war dann keine große sportliche Herausforderung mehr und so trafen wir fast zeitgleich mit den offiziellen Gästen des Erntefestes am Festplatz ein. Jung und Alt waren auf den Beinen, alles war bestens vorbereitet. Vor den Häusern hatte man Erntegaben und lustige Strohpuppen präsentiert, was dem Fest einen zusätzlichen Reiz verlieh. Der traditionelle Umzug mit alten und modernen Erntemaschinen, auch einige Themenwagen waren mit dabei, ließ allgemeine Begeisterung unter der Dorfbevölkerung und ihren Gästen aufkommen. Sogar 2 historische amerikanischen Straßenkreuzer hatte man neben der Bühne präsentiert, was vom stellv. Wojewoden mit der scherzhaften Frage, was diese mit dem Erntedank zu tun hätte, quittiert wurde. Wir reihten uns mit unseren Rädern in den Festumzug ein; als Vertreter der Partnergemeinde erkennbar durch Wappenfahne und Grußschilder. Um 14.00 Uhr begann die festliche Messe zum Erntedank, der sich Grußworte des Bürgermeisters, des Landrates und stellv. Wojewoden anschlossen. Bürgermeister Markus Mücke übermittelte Grußworte der Partnergemeinde Schulzendorf und am Ende war auch noch ein kurzes Statement der „Radler“ gefragt. Weil bereits der „Worte viel gewechselt“ worden waren, wurden die Festgäste kurz informiert, das bereits seit über 8 Jahren enge partnerschaftliche Beziehungen zwischen unseren Kommunen bestehen. Dazu sei man bisher üblicherweise mit Bus, PKW und mit dem Motorrad angereist. Erstmalig sind wir heute mit dem Fahrrad hier zu Gast und freuen uns über die herzliche Aufnahme. Es gab dafür freundlichen Beifall der Anwesenden. Ein Schild mit der auf Seite 2 dargestellten Aufschrift, der Streckenführung und Signatur wurde anschließend dem Bürgermeister der Stadt Kargowa übergeben. Anschließend erfolgte die Prämiierung der fantasievoll gestalteten Erntekronen aus allen zu Kargowa gehörenden Gemeinden (Ortsteilen) und eine Seniorensingegruppe in Trachtenkleidung intonierte folkloristische Gesänge.

Danach gab es für die offiziellen Gäste des Erntefestes ein festliches Bankett und ein Wiedersehn mit alten Bekannten von früheren Begegnungen. Leider mussten wir uns dann auf den Heimweg machen, denn familiäre Pflichten, immerhin der 55. Hochzeitstag am 21.8.2017 gebot eine pünktliche Rückkehr. Gern dachte ich dabei an das goldene Ehejubiläum vor 5 Jahren zurück, wo die Schulzendorfer Jubilare neben 2 Ehepaaren aus Kargowa zu diesem Anlass eingeladen und geehrt wurden.

Wir möchten uns ganz herzlich für die Unterstützung unserer „Radtour der Freundschaft“ bedanken:

Beim Bürgermeister der Gemeinde Schulzendorf Markus Mücke für verschiedene Accessoires, bei Brygida Wroblewska für die liebevolle Begleitung, beim Bürgermeister von Kargowa für die Gastfreundschaft. Nicht zuletzt danken wir Gabriele und Stephan Reimann für den logistischen Einsatz, immerhin haben sie einen Sonntag für uns „geopfert“. Ein paar schöne Stunden in Kargowa und Obra Dolna waren sicherlich auch für sie eine angenehme Erinnerung an den schönen Tag.

 

Manfred Hentrich

 

 



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